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Mastitis (Brustentzündung) Sie haben schon mehrfach Entzündungen außerhalb der Stillperiode gehabt, was tun? Autor: Dr. H.-J. Koubenec Impressum Quelle: eig. Expertenwissen Einführung Die Mastitis (Brustdrüsenentzündung) kommt am häufigsten in der Stillperiode (Wochenbett) vor, dann als Mastitis puerperalis bezeichnet und selten außerhalb von Schwangerschaft und Stillperiode, dann Mastitis nonpuerperalis genannt. Hauptursache der Mastitis im Wochenbett ist die Infektion mit Eitererregern über die Brustwarze und Milchgänge. Außerhalb der Stillperiode wird normalerweise nur sehr wenig Sekret in den Drüsenläppchen gebildet, so dass die Frau von dieser „Sekretion“ üblicherweise nichts merkt, d. h. es tritt keine sichtbare Flüssigkeit aus der Brustwarze aus. Bei der Entstehung der Mastitis nonpuerperalis spielt dieses Sekret aber eine zentrale Rolle: Es sammelt sich vermehrt in krankhaft erweiterten Milchgängen, es kommt zu einer Art Stau, obwohl kein eigentliches Abflusshindernis vorliegt. Die Wände der Milchgänge, die normalerweise „dicht“ sind, können stärker durchlässig werden und es kann Sekret in das umgebende Drüsengewebe eindringen. Die Bildung des Sekrets steht unter Hormoneinflüssen, vor allem unter dem Einfluss des Prolaktins, einem Hormon der Hypophyse (Hirnanhangdrüse). Die verstärkte Prolaktinwirkung kann entweder durch eine Erhöhung des Prolaktinspiegel (Hyperprolaktinämie) infolge vermehrter Bildung in der Hypophyse bedingt sein oder, so wird vermutet, durch eine stärkere Empfindlichkeit der Rezeptoren für das Hormon in der Brust verursacht sein. Auf dieser Vorstellung beruht auch die beobachtete therapeutische Wirkung der Senkung des (normalen) Prolaktinspiegels bei diesem Krankheitsbild. Wenn es dann zu einer Infektion der mit Sekret gefüllten, erweiterten Milchgänge kommt, kann eine Mastitis nonpuerperalis entstehen. Die Sekretion aus der Brustwarze (Galaktorrhoe) ist eher eine Ausdruck der Erkrankung als die Ursache selbst. Die Mastitis nonpuerperalis neigt nach erfolgreicher Behandlung häufig zu Rezidiven, da die zugrundeliegenden Veränderungen in den Milchgängen nicht therapierbar sind. Eine längere prophylaktische Senkung des Prolaktinspiegels durch Gabe von Prolaktinhemmern hat sich praktisch bewährt. Eine andere Situation liegt bei der sog. Schlupfwarze vor. Wenn eine Brustwarze nach innen eingezogen ist und sogar ein Grübchen entsteht und diese Warze auch auf Reiz nicht mehr hervortritt, sammelt sich in diesem Grübchen leicht etwas Sekret. Zusammen mit den immer auf der Haut vorhandene Keimen ist dies dann ein „ideales“ Reservoir für die Vermehrung vom Keimen und eine Ursache für die Infektion der Brustdrüse. Somit begünstigen „Schlupfwarzen“ die Entstehung der Mastitis nonpuerperalis. Weitere Ursachen für die Mastitis nonpuerperalis sind Manipulationen an der Brustwarze oder das Einbringen von Kontrastmitteln in die Milchgänge im Zuge der Darstellung der Milchgänge (Galaktographie). Dabei wird mit einer stumpfen Kanüle ein Milchgang sondiert, das Kontrastmittel eingespritzt und die Brust dann mammographiert. Durch diesen Eingriff kann es zu einer „chemischen Entzündung“ der Brust kommen, wenn es durch Einrisse in den Milchgängen zu einem Übertritt von Kontrastmittel in die Brust kommt. Wenn bei diesem Eingriff, z. B. durch mangelnde Hygiene, Eitererreger in die Milchgänge gelangen, kann dies zu einer primär bakteriellen Mastitis nonpuerperalis führen, auch ohne dass Milchgänge krankhaft erweitert sind.
Stand: 21.06.2011
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