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Einführung in die medikamentöse Krebsbehandlung Chemotherapie, Hormontherapie, Therapie mit Antiköpern Quelle: Handbuch Medikamente, Stiftung Warentest, © Berlin, 3. Aufl. 2000 Handelsnamen von Medikamenten: Kursiv, D Deutschland, A Österreich Einleitung Die drei Säulen der konventionellen Krebstherapie heißen "Stahl" (Operation), "Strahl" (Bestrahlung) und "Chemie" (Chemotherapie). Im Folgenden soll es nur um die medikamentöse Behandlung gehen. Zu ihr gehören nicht nur Zellgifte (Zytostatika), die klassischen Medikamente der Chemotherapie. Viele Krebsarten werden auch mit Hormonen, hormonähnlichen Substanzen, Antihormonen oder Wirkstoffen, die das Immunsystem beeinflussen (Immunmodulatoren), behandelt. Eine Krebsgeschwulst entsteht aufgrund unkontrollierter Zellwucherungen in einem Gewebe. Das Grundprinzip jeder medikamentösen Therapie gegen Krebs besteht darin, zu versuchen, dieses Wachstum mit Medikamenten möglichst dauerhaft oder wenigstens vorübergehend zu stoppen, die durch den Tumor verursachten Beschwerden zu lindern und zu verhindern, dass die Geschwulst ihre Zellen über das Blut in andere Organe und Gewebe streut (Metastasen absiedelt). Chemotherapeutika werden auch gegeben, um nach einer Operation noch vorhandene Krebszellen abzutöten und auf diese Weise zu verhindern, dass sich Metastasen bilden. Diese Ziele lassen sich allerdings längst nicht immer erreichen. Die Mittel wirken gut bei seltenen Krebsarten wie Lymphdrüsen-, Knochen- und Hodenkrebs sowie Leukämie und Prostatakrebs. Bei den weitaus häufigeren Organkrebsen (Darm-, Brust-, Lungen-, Blasen-, Nieren-, Bauchspeicheldrüsen- und Magenkrebs) können sie zwar in bestimmten Situationen (z. B. nach der Operation bei Brust- und Darmkrebs) zur Heilung beitragen; bei fortgeschrittenen Stadien helfen sie jedoch allenfalls kurzfristig. Es gilt also gut abzuwägen, ob der Nutzen der Behandlung tatsächlich größer ist als die damit verbundenen Leiden, z. B. aufgrund der unerwünschten Wirkungen der Medikamente. Für viele Tumorarten gibt es standardisierte Empfehlungen, welche Medikamente einzeln oder kombiniert eingesetzt werden sollten und wie lange. Ob und wie oft die Therapie wiederholt werden muss, hängt auch von der Tumorgröße ab. Die Befindlichkeit und Konstitution der Krebskranken machen es jedoch oft nötig, von diesem Schema abzuweichen. Neuerdings wird eine Chemotherapie nicht mehr erst nach einer Operation oder Bestrahlung eingesetzt, sondern oft bereits vorher. Ziel ist dabei, den Tumor zu verkleinern, so dass die Operation schonender ausfallen kann. Nutzen der medikamentösen Therapie Viele Ärztinnen und Ärzte legen Krebskranken eine Chemotherapie nahe, und häufig wünschen die Kranken selbst diese Behandlung, auch wenn nicht unbedingt erwiesen ist, dass sie hilft. Die Hoffnung gründet sich wohl darauf, dass eine Wirkung nicht auszuschließen ist. Wenn so wenige Behandlungsmöglichkeiten existieren wie in der Krebstherapie, greift man nach jedem Strohhalm, der zu Hoffnung Anlaß gibt. Die Beurteilung, ob eine Chemotherapie sinnvoll ist oder nicht, lässt sich nicht pauschal beantworten, sondern hängt in hohem Maße von der individuellen Situation ab. Wenn die Wirksamkeit fraglich oder nicht zu erwarten ist, kann es sehr schwerfallen zu akzeptieren, dass der Krankheit zumindest medikamentös nicht beizukommen ist. Sich eine solche Ohnmacht einzugestehen und sie auszuhalten, tut weh und ist vielen Betroffenen ebensowenig möglich wie Ärztinnen und Ärzten. Spezialisten für medikamentöse Therapie Grundsätzlich können alle Ärztinnen und Ärzte Chemotherapeutika verordnen und verabreichen. Eine spezielle Aus- oder Fortbildung ist nicht erforderlich. Es ist jedoch ratsam, dass Sie sich für die oft langwierige und komplizierte Chemotherapie jemanden suchen, die oder der sich damit gut auskennt und über viel Erfahrung verfügt. Solche Spezialisten finden Sie vor allem über Empfehlungen. Es gibt z. B. Fachleute für innere Medizin (Internistinnen und Internisten) mit dem Schwerpunkt Onkologie und Hämatologie (Krebs- und Bluterkrankungen). Aber auch viele Gynäkologinnen und Gynäkologen bzw. Urologinnen und Urologen haben große Erfahrung in der Behandlung von Brust- bzw. Prostatakrebs. Viele Medizinerinnen und Mediziner haben sich innerhalb ihres Fachgebiets darauf spezialisiert, Krebskranke zu behandeln, ohne dass dies in einem Verzeichnis vermerkt wäre. Erkundigen Sie sich also am besten in der Klinik, in der Sie operiert oder vorbehandelt wurden, welche niedergelassenen Kolleginnen und Kollegen schwerpunktmäßig Krebskranke behandeln und mit den Chemotherapie-Schemata vertraut sind. Stationäre oder ambulante Behandlung? Eine Chemotherapie erfolgte früher ausschließlich stationär. Das ist auch heute noch so, wenn die Medikamente sehr hoch dosiert werden müssen, eine Reihe schwerwiegender akuter unerwünschter Wirkungen zu erwarten sind oder die Gefahr besteht, dass Sie sich bei einer ambulanten Behandlung zuviel zumuten. Davon abgesehen kann jedoch überwiegend ambulant behandelt werden. Vorteilhaft ist, dass Sie in Ihrer gewohnten Umgebung bleiben und - je nachdem, wie Sie sich fühlen - leichte Arbeiten verrichten können. Wenn die Medikamente in die Vene gespritzt oder als Infusion verabreicht werden müssen, geschieht das meist in der Praxis. Danach können Sie wieder nach Hause gehen. Es kann auch sein, dass Ärztin oder Arzt Ihnen einen Katheter unter die Haut implantieren (Port). Über ihn fließen die Medikamente dann kontinuierlich ins Blut (z. B. über 24 Stunden). Das Medikamentenreservoir wird ähnlich wie eine Herzschrittmacher-Batterie unter die Haut am Schlüsselbein gelegt und ist von außen nachfüllbar. Vom Reservoir aus führt ein dünner Schlauch in die obere Hohlvene am Hals. Ein solcher Katheter verrutscht nicht. Sie können sich also frei bewegen. Nach Abschluß der Behandlung wird der Katheter entfernt. Wenn vorhersehbar ist, dass Sie ihn für einen erneuten Behandlungszyklus noch einmal benötigen, kann er auch über längere Zeit liegenbleiben. Problematisch ist, dass es zuwenig spezialisierte niedergelassene Ärztinnen und Ärzte gibt, die eine ambulante Behandlung betreuen können. Klinikärztinnen und -ärzten wiederum ist - mit Ausnahme weniger Spezialeinheiten - eine ambulante Therapie nicht erlaubt. Viele Krankenhäuser nehmen die zu Behandelnden deshalb für einen Tag stationär auf, obwohl es oft genügen würde, sie nur für die Dauer der Infusion in der Klinik zu behalten. Zusätzliche Maßnahmen Medikamente sind nur eine therapeutische Möglichkeit, nicht die einzige. Oft führt die Frage: Was kann ich sonst noch tun? zu neuen Lösungen, die aus dieser lähmenden therapeutischen Ohnmacht herausführen können. Denken Sie darüber nach, welche anderen Maßnahmen Ihnen nutzen könnten. Vieles können Sie selbst tun, für anderes brauchen Sie professionelle Hilfe (z. B. Psycho- oder künstlerische Therapien). Behandlung mit Medikamenten Krebs wird überwiegend mit Zellgiften (Zytostatika) behandelt. Dazu gehören Alkylantien, Antimetabolite, zytostatisch wirkende Antibiotika, Vincaalkaloide, Platinkomplexe, Taxane und andere Mittel, die die Zellteilung (Mitose) hemmen. Bei Tumoren, die Bindestellen (Rezeptoren) für Hormone aufweisen, werden auch Hormone und Antihormone eingesetzt. Immunmodulatoren wie Interferone, Interleukine und Mistelextrakte sollen das Immunsystem stabilisieren und anregen. Dank an Andrea Mahnken für die technische Mitarbeit an den Chemo-Seiten Stand: 22.06.2004
Weitere medikamentöse Therapien: Chemotherapie: Behandlungsschemata Die gängigen Therapiechemata: AC-Schema, EC-Schema, CMF-Schema, EC-P(D)-Schema, Therapieempfehlungen St. Gallen
Zytostatika (Chemotherapeutika) Medikamente für die Chemotherapie: Alkylantien, Antimetabolite, Antibiotika, Anthrazykline, Vincaalkaloide, Platinkomplexe, Taxane, Andere Mitosehemmer
Hormone und Antihormone GnRH-Analoga, Antiöstrogene, Aromatasehemmer, Gestagene
Therapie mit Antikörpern (Herceptin)
Immunmodulatoren Interferone, Interleukine, Mistelextrakte
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