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Immunmodulatoren

 

Texte aus: Handbuch Medikamente, Stiftung Warentest, Berlin, 3 Aufl. 2000

Handelsnamen von Medikamenten: Kursiv, D Deutschland, A Österreich

 

Einführung Immunmodulatoren

Wenn eine Krebserkrankung ausbricht, hat das Immunsystem, das normalerweise unkontrolliert wuchernde Zellen erkennt und abtötet, versagt. Schon seit Jahren versuchen Ärztinnen und Ärzte deshalb, die körpereigene Abwehr zu stärken, anzuregen oder zu stabilisieren. Die Forschung hierzu ist noch in vollem Gange, und vereinzelt gibt es ermutigende Ergebnisse. Manche der Mittel, die hierfür eingesetzt werden, gehören mittlerweile zur Standardbehandlung bei Krebs. Andere sind noch nicht zugelassen, werden aber in klinischen Studien geprüft.

Interferone und Interleukine werden heute gentechnisch hergestellt oder aus menschlichen Zellen gewonnen. Sie unterdrücken das Zellwachstum und sollen die Immunantwort verstärken, so dass der Körper besser in der Lage ist, Krebszellen als schädlich zu erkennen und abzutöten.

Mistelpräparate werden aus Mistelpflanzen gewonnen. Sie gehören überwiegend zu den anthroposophischen Arzneimitteln, werden aber auch von anderen Ärztinnen und Ärzten eingesetzt.

Interferone

Interferon alpha-2a

D Roferon
A Roferon

Interferon alpha-2b

D Intron A
A Intron A

Interferon beta

D Fiblaferon

Interferon gamma

D Imukin
A Imukin

Interferone sind eine Gruppe von Eiweißstoffen, die der Körper normalerweise einsetzt, um Viren zu bekämpfen. Es gibt 3 Untergruppen: alpha, beta und gamma. Interferone werden von blutbildenden Zellen hergestellt: Weiße Blutkörperchen bilden Interferon alpha, Fibroblasten Interferon beta und Lymphozyten Interferon gamma.

Anwendung

Interferone werden unter die Haut, in die Muskulatur oder Vene gespritzt, teilweise auch direkt in den Tumor (z. B. bei Hautkrebs). Wie oft und wie lange die Mittel gegeben werden, richtet sich nach der Krebsart, dem Ausmaß der Erkrankung und der Vorbehandlung.

Achtung

Unter folgenden Bedingungen dürfen Sie nicht mit Interferonen behandelt werden:

  • Sie haben eine Eiweißallergie.
  • Leber oder Nieren arbeiten nicht richtig.
  • Sie werden gleichzeitig mit Medikamenten
    behandelt, die das Immunsystem unterdrücken.
  • Sie sind herzkrank.
  • Sie haben Epilepsie.
  • Sie leben mit einem fremden Organ. In diesem Fall soll das Immunsystem nicht angeregt werden, weil es das fremde Organ dann möglicherweise eher abstößt.
  • Sie leiden unter starken Depressionen.
  • Wenn Sie mit "blutverdünnenden" Mitteln behandelt werden (bei Thrombose), dürfen Sie kein Interferon beta oder gamma bekommen.

Ärztin oder Arzt müssen Nutzen und Risiken einer Interferontherapie sehr sorgfältig abwägen, wenn die blutbildenden Zellen im Knochenmark durch andere Behandlungen bereits stark geschädigt sind, die Blutgerinnung gestört ist oder Sie Typ-1-Diabetes haben.

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Interferone verstärken die unerwünschten Wirkungen von Medikamenten, die Nerven, Hirn, Rückenmark, Herz, Leber oder Nieren schädigen (z. B. Antibiotika, Zytostatika, Schmerzmittel).
  • Interferon beta verstärkt die gerinnungshemmende Wirkung von Heparin (bei Thrombosen).
  • Schlaf- und Beruhigungsmittel verstärken die müde machende Wirkung von Interferon alpha-2b.
  • Zytostatika, Tamoxifen und Interleukin (alle bei Krebs) können die erwünschten und unerwünschten Wirkungen von Interferonen verstärken.
Unerwünschte Wirkungen
Häufig, aber unbedenklich

Sie fühlen sich krank, müde und haben Fieber, Schüttelfrost, Glieder- und Muskelschmerzen wie bei einer Grippe. Mit Parazetamol (siehe Seite 631) lassen sich solche Beschwerden lindern.

An der Einstichstelle kann sich die Haut röten, anschwellen oder schmerzen.

Übelkeit, Erbrechen, Geschmacksstörung, Mundtrockenheit.

Abnahme der weißen Blutkörperchen. Ärztin oder Arzt sollten deshalb vor allem zu Beginn der Behandlung die Blutwerte regelmäßig kontrollieren. Wenn die Zahl der weißen Blutzellen zu stark absinkt, müssen Sie die Behandlung abbrechen.

Gelegentlich, aber unbedenklich

Benommenheit, Schwindel, Vergeßlichkeit, Schlafstörungen. Taubheitsgefühle, Kribbeln, Zittern.

Verstopfung, Blähungen, Sodbrennen, Bauchweh.

Selten, aber gefährlich

Krampfanfälle, schwere Depressionen, Bewußtlosigkeit, Durchblutungstörungen im Gehirn.

Der Blutdruck kann stark schwanken und sollte deshalb regelmäßig überwacht werden.

Wassereinlagerungen, Herzrhythmusstörungen, Lungenentzündung, Herzinfarkt.

Netzhautblutungen und Verschluß der Blutgefäße in der Netzhaut. Die daraus folgenden Sehstörungen sind teilweise nicht wieder zu beheben. Bei Sehstörungen sollten Sie deshalb sofort Augenärztin oder Augenarzt aufsuchen.

Durch die Behandlung mit Interferonen kann Ihr Körper Abwehrstoffe gegen körpereigene Substanzen bilden. Dadurch können Autoimmunkrankheiten entstehen, z. B. Schilddrüsenüberfunktion, Lupus erythematodes, rheumatoide Arthritis.

Hinweise
Zur Verkehrstüchtigkeit

Wenn Interferone Sie müde und unkonzentriert machen, sollten Sie keine Fahrzeuge lenken, Maschinen bedienen und keine Arbeiten ohne sicheren Halt verrichten.

Zur Empfängnisverhütung

Während einer Interferonbehandlung müssen Sie ein sicheres Verhütungsmittel anwenden, weil noch nicht klar ist, ob die Mittel das Ungeborene schädigen können.

Für Schwangere und Stillende

Wenn Sie schwanger geworden sind, während Sie mit Interferonen behandelt wurden, müssen Sie sofort Ärztin oder Arzt informieren und das weitere Vorgehen beraten.

Wenn Sie schwanger sind und mit Interferonen behandelt werden sollen, müssen Ärztin oder Arzt Nutzen und Risiken sehr sorgfältig abwägen. Zwar ist ziemlich unwahrscheinlich, dass die Wirkstoffe das Ungeborene schädigen, aber es gibt darüber zur Zeit noch keine ausreichenden Erfahrungen.

Während der Therapie sollten Sie nicht stillen.

Interleukine

Aldesleukin

D Proleukin

Interleukine aktivieren verschiedene Lymphozyten und steigern die Ausschüttung von Interferon gamma. Auf diese Weise regen sie die körpereigene Abwehr an.

Anwendung

Aldesleukin wird in die Vene infundiert, meist 4-5 Tage lang. Nach 1 und 3 Wochen wird die Therapie oft wiederholt. Sie können das Mittel auch inhalieren.

Achtung

Wann Sie Interleukine nicht anwenden dürfen, siehe Interferone, Seite 727.

Wenn Sie noch andere Medikamente nehmen, ist zu beachten:

  • Interleukine verstärken die unerwünschten Wirkungen von Medikamenten, die Nerven, Hirn, Rückenmark, Herz, Leber oder Nieren
    schädigen (z. B. Antibiotika, Zytostatika, Schmerzmittel).
  • Interleukine verstärken die Wirkung von blutdrucksenkenden Mitteln (z. B. Betablocker, ACE-Hemmer).
  • Glukokortikoide verringern die Wirkung von Interleukinen. Falls Sie eine zu hohe Dosis an Interleukinen bekommen haben, lässt sich das mit Glukokortikoiden teilweise regulieren.
  • Wenn Sie zu diagnostischen Zwecken ein Kontrastmittel gespritzt bekommen, können die unerwünschten Wirkungen der Interleukine verstärkt auftreten.
Unerwünschte Wirkungen

Bei der Behandlung mit Aldesleukin kann eine Vielzahl von Beschwerden auftreten. Welche häufig oder selten vorkommen, ist noch nicht erwiesen, weil das Mittel derzeit erst in vielen klinischen Studien bei verschiedenen Krebsarten erprobt wird. Deshalb sind hier nur die wichtigsten und bekanntesten aufgeführt. Alle unerwünschten Wirkungen verschwinden, sobald Sie das Medikament absetzen.

Häufig, aber unbedenklich

Der Blutdruck kann sinken, gelegentlich sogar stark. Dann wird Ihnen schwindelig, übel und schwarz vor Augen.

Fieber, Müdigkeit, Appetitlosigkeit, Durchfall, Kopfschmerzen.

Luftnot, Juckreiz, Hautausschlag, -rötung.

Wassereinlagerung (Ödeme).

Selten, aber gefährlich

Abnahme der blutbildenden Zellen. Ärztin oder Arzt müssen deshalb regelmäßig die Blutwerte kontrollieren.

Leberfunktionsstörung, Gelbsucht.

Wenn Sie Blut im Urin oder Stuhl bemerken, müssen Sie sofort Ärztin oder Arzt informieren.

Hinweise

siehe Interferone

Mistelextrakte und -auszüge

D ABNOBAviscum, Cefalektin, Eurixor, Helixor, Iscador, Lektinol, Vysorel
A Eurixor, Helixor, Iscador, Isorel

Extrakte und Auszüge aus der Mistel (Viscum album) sollen das Immunsystem stärken und das Tumorwachstum bremsen. Als Hauptwirkstoff bei Mistelpräparaten gilt eine spezielle Eiweißverbindung, das Lektin. Es soll die Anzahl und Aktivität der natürlichen Killerzellen, die zum Abwehrsystem gehören, steigern. Außerdem soll es die Freisetzung von Interleukin-1 fördern, das bewirkt, dass der Körper vermehrt schmerzlindernde Hormone (Endorphine) freisetzt. Auch andere Wirkstoffe in der Mistel (z. B. Viscotoxine) sollen für die Wirkung maßgeblich sein.

Im Labor konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass Wirkstoffe aus der Mistel Krebszellen abtöten oder am Wachstum hindern können.
Der Wirksamkeitsnachweis beim Menschen ist jedoch noch nicht ausreichend erbracht. Berichtet wird oft, dass sich die Beschwerden, die mit einer Krebserkrankung einhergehen, bessern, z. B. nimmt der Appetit zu, oder Schmerzen lassen nach. Manche Krebskranke fühlen sich subjektiv wohler. Objektiv meßbare Ergebnisse gibt es jedoch nur wenige.

ABNOBAviscum, Helixor, Iscador und Vysorel: Die Mittel werden aus verschiedenen Mistelpflanzen gewonnen, die auf unterschiedlichen Bäumen (z. B. Apfel, Kiefer, Eiche, Tanne) wachsen. Welcher Mistelextrakt von welchem Wirtsbaum in Frage kommt, hängt u. a. davon ab, an welcher Krebsart Sie erkrankt sind. Die Mittel gibt es in verschiedenen Konzentrationsstufen. Da sie aus der ganzen Mistelpflanze hergestellt werden, kann ihr Wirkstoffgehalt schwanken.

Cefalektin, Eurixor und Lektinol: Diese Mittel enthalten z. T. eine gleich bleibende (standardisierte) Menge an Mistellektin, überwiegend aus Pappelmisteln.

Mistelpräparate werden bei fast allen Krebsarten als zusätzliche Medikamente angewandt, nicht als Ersatz für herkömmliche Therapien.

Anwendung

Die Mittel werden unter die Haut gespritzt, meist 1-3 x wöchentlich. Die Dosis hängt davon ab, an welcher Krebsart Sie erkrankt sind, wie groß der Tumor ist und womit Sie sonst noch behandelt werden.

Manchmal wird das Mittel direkt in den Tumor gespritzt oder in die Vene infundiert.

Es darf aber nicht in entzündete Hautstellen oder vorher bestrahlte Areale gespritzt werden.

Achtung

Sie dürfen nicht mit Mistelpräparaten behandelt werden, wenn Sie eine akute Entzündung im Körper haben oder auf die Inhaltsstoffe allergisch reagieren.

Wenn Sie am Morbus Hodgkin oder Non-Hodgkin-Lymphom erkrankt sind, sollten Sie keine Mistelpräparate anwenden, weil noch nicht geklärt ist, ob sie die Bildung von lymphathischen Zellen anregen. Bei Lymphdrüsenkrebs sind solche Zellen im Übermaß vorhanden, so dass es nicht wünschenswert ist, ihr Wachstum noch mehr anzuregen.

Unerwünschte Wirkungen
Häufig, aber unbedenklich

Fieber. Falls es über 38,5° C ansteigt, sollten Sie Ärztin oder Arzt informieren.

Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Krankheitsgefühl, Schwindel. Die Einstichstelle kann sich röten, anschwellen, jucken oder brennen.

Gelegentlich, aber unbedenklich

Die der Einspritzstelle benachbarten Lymphknoten können anschwellen. Dann sollten Sie die nächste Spritze erst bekommen, wenn die Lymphknoten wieder abgeschwollen sind.

Selten, aber gefährlich

Wenn Sie einen ausgedehnten blasigen Hautausschlag bekommen, müssen Sie die Behandlung sofort abbrechen und Ärztin oder Arzt aufsuchen. Das gilt auch, wenn Sie Luftnot bekommen, ohnmächtig werden oder das Gesicht stark anschwillt. Solche Beschwerden zeigen an, dass Sie auf Mistelextrakt allergisch reagieren bzw. dass das Mittel zu hoch dosiert ist.

Bei Rückenmarktumoren, Hirntumoren oder -metastasen kann sich der Hirndruck erhöhen.

Hinweise
Für Schwangere und Stillende

In den ersten 3 Schwangerschaftsmonaten sollten Sie nicht mit Mistelpräparaten behandelt werden, weil keine ausreichenden Erfahrungen vorliegen, ob das Mittel das Ungeborene schädigen kann.

Für Kinder unter 14 Jahren

Bei ihnen sollte die Dosis verringert werden.

Stand: 22.06.2004


Weitere medikamentöse Therapien:

  Einführung
Nutzen der medikamentösen Therapie, Spezialisten, Stationäre oder ambulante Behandlung? Zusätzliche Maßnahmen, Behandlung mit Medikamenten

  Chemotherapie: Behandlungsschemata
Die gängigen Therapiechemata: AC-Schema, EC-Schema, CMF-Schema, EC-P(D)-Schema, Therapieempfehlungen St. Gallen

  Zytostatika (Chemotherapeutika)
Medikamente für die Chemotherapie: Alkylantien, Antimetabolite, Antibiotika, Anthrazykline, Vincaalkaloide, Platinkomplexe, Taxane, Andere Mitosehemmer

  Hormone und Antihormone
GnRH-Analoga, Antiöstrogene, Aromatasehemmer, Gestagene

  Therapie mit Antikörpern (Herceptin)

 
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