ABBI-System
(Advanced Breast Biopsy Instrumentation)

Biopsie unter Röntgenlokalisation, "halboffene" Biopsiemethode, imitiert offene Biopsie

Autor: Dr. H.-J. Koubenec (Impressum)
Quelle: eigenes Expertenwissen

Methode

Biopsie mit relativ großlumigem (6-20 mm) Schneiderohr von Herden ("Tumoren") unter Röntgenkontrolle, die nur mit der Mammographie zu lokalisieren (orten) sind. Haupteinsatzfeld: verdächtiger (Mikro-)Kalk in der Brust. Der Herd wird durch Röntgenaufnahmen aus verschiedenen Richtungen angepeilt und die Biopsien mit Computerunterstützung entnommen. Untersuchung in Bauchlage. Spezielle Röntgeneinrichtung mit Tisch erforderlich, die nur bei sehr wenigen Spezialisten vorhanden ist . Wegen der sehr dicken Biopsie-Nadel (Rohr) eigentlich schon ein operatives Verfahren (immitiert offene Biopsie). Eigentlich eine alte und verlassene Methode, die durch Kombination mit der digitalen Mammographie-Technik und einem Computer neu auf den Markt gebracht wurde.

Entdeckungsmöglichkeit von bösartigen Tumoren

Methode erst seit wenigen Jahren im Gebrauch, erst wenige Untersucher haben größerer Erfahrung mit der Methode. Bei erfahrenen Untersuchern sind Gewebeproben fast so sicher wie die komplette Herausnahme des auffälligen Röntgenbefundes durch Operation.

Sicherheit der Diagnose

Sicher, wenn aus dem auffälligen Herd unter Röntgenkontrolle mehrere Proben entnommen wurden.

Qualität

Gute Ergebnisse, da nur von sehr wenigen entsprechend ausgerüsteten Untersuchern durchgeführt.

Risiken

Das Risiko, Krebszellen zu verschleppen ist bei diesem Verfahren wegen des großen Entnahmerohrs wahrscheinlich viel größer als bei den anderen Stererotaxieverfahren. Hohes Blutungs- und Infektionsrisiko. Strahlenbelastung durch mehrere zusätzliche Röntgenaufnahmen.

Belastung durch die Untersuchung

Längeres Liegen in Bauchlage mit zusammengedrückter Brust im Mammographiegerät erforderlich. Schmerzen. Größerer Hautschnitt, je nach Rohrgröße und örtliche Betäubung nötig.

Untersuchungsgründe und Untersuchungsintervalle

Verdächtiger Mikrokalk in der Mammographie und andere auffällige Röntgenherde, die sonst nicht zu lokalisieren sind (d. h.: nicht tastbar und in der Sonographie nicht sichtbar). Fast alle diagnostischen Operationen zur Abklärung von Kalk in der Brust sind durch Stereotaktische Biopsieverfahren vermeidbar.

Stellenwert der Untersuchungsmethode

Zur Abklärung von Mikrokalk oder von nicht tastbaren und in der Sonographie nicht sichtbaren Auffälligkeiten in der Mammographie. Bei getroffenem Herd (Mammographiekontrolle) sicheres Ergebnis. Ein unauffälliges Ergebnis beweist hinreichend sicher die Gutartigkeit. Kein Vorteil gegenüber der Stereotaktischen Stanzbiopsie, die den deutlich kleineren und wesentlich risikoärmeren Eingriff darstellt, erwiesen. Die große Menge des entnommenen Gewebes (bis zu 30 Gramm) entspricht veralteten Forderungen für die Probeentnahme aus der Brust zur diagnostischen Zwecken. Zur Diagnostik sind mehrere Zylinder durch Stereotaktische Stanzbiopsie entnommen völlig ausreichend. Versuche, das System zu Entfernung ganzer Herde (Tumoren) einzusetzten und bei Bösartigkeit die operative Therapie zu ersetzen wird von Pathologen heftig kritisiert: der Tumor ist in seiner Struktur und insbesondere an den Rändern nicht mehr beurteilbar. Auch bei späterer Operation erschwert der große Defekt durch die Biopsie die Beurteilbarkeit. Die Frage, ob der Tumor allseits im Gesunden entfernt wurde, ist erschwert oder nicht mehr zu beantworten. Blutungen in die Wundhöhle mit weiterer Verschleppung von Tumorzellen sind eingentlich kaum vermeidbar. Die Methode widerspricht allen Regeln der Tumorchirurgie, nach denen ein bösariger Tumor unverletzt im Ganzen und mit gesundem Umgebungsgewebe entfernt werden muss.

 

Anmerkungen:

1) dichte Brust: dicht im Röntgenbild, bei viel Drüsenkörper oder Bindegewebe. Vor allem bei Frauen in der Geschlechtsreife oder bei Hormoneinnahme in den Wechseljahren.
 
2) Biopsie: Gewebeprobe (oder Zellprobe) zur Diagnostik. "Geschlossene Biopsien" durch Punktion oder Stanzen. "Offene Biopsie" durch Operation.

Stand: 23.06.2004